Feingewebliche Unterscheidungsmuster im Vergleich zu gesundem Gewebe
Zum Grading (Einteilung) der Bösartigkeit wird die Abweichung im Gefüge Krebsgewebes vom gesunden Gewebe benutzt. Bei gesundem Gewebe sind alle Strukturen gut erkennbar; es ist "gut differenziert"; Krebsgewebe ist "schlecht differenziert". Je unklarer und unscharfer ein Gewebe erscheint, desto bösartiger ist es zu bewerten.
Die Einteilung nach Gleason (amerikanischer Pathologe, gest. 2008) ist am weitesten verbreitet.
Die Einteilung umfasst fünf Grade, wobei Grad 1 die am besten differenzierten Tumoren beschreibt und Grad 5 die am schlechtesten differenzierten Tumoren, deren Wachstumsmuster fast jede Ähnlichkeit mit normalem Prostatagewebe verloren haben. Die Grade 2 bis 4 liegen dazwischen.
© Deutsche Krebshilfe - Blauer Ratgeber 17¹
Der Gleason-Score (score = Punktzahl) wird stets aus zwei solcher Grad-Einteilungen gebildet, wobei das zuerst genannte in der Stanzbiopsie den häufigsten vorkommenden Grad (Hauptwachstumsmuster) und der zweite den zweithäufigst vorkommenden Gleason-Grad beschreibt. Liegt nur ein Wachstumsmuster vor, so wird der Grad verdoppelt. In diesem Schema beschreibt also der Score 1 + 1 = 2 die am besten differenzierten Tumoren ("Haustierkrebs"), der Score 5 + 5 = 10 stellt die schlechteste Kombination (bösartigster "Raubtierkrebs") dar.
Weitere Grading-Systeme
Grading "nach Helpap"
Das Grading-System des Pathologisch-Urologischen Arbeitskreises "Prostatakarzinom" von Helpap, Böcking, Dhom und Kastendiek (1985) in einer Modifikation nach Helpap (1989) wird in Deutschland noch bevorzugt. Der Vorteil des Grading-Systems nach Helpap et al (et al = und andere) ist die Kombination histologischer (Gewebe) und zytologischer (Einzelzellen) Kriterien, die in der modifizierten Version auch nukleoläre (Zellkern, Erbgut) Parameter berücksichtigt und dadurch offensichtlich in der heterogenen GII Gruppe eine relativ scharfe Trennung in die prognostisch günstigere Tumorgruppe GIIa und in die ungünstigere Gruppe GIIb ermöglicht.
Das Einstufungssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO 2002)
Die WHO benutzt eine Skala von 1-5 nach zunehmender Entdifferenzierung der Drüsen plus einen Score von 1-3 nach zunehmenden Zellkernabweichungen. Daraus ergeben sich als Summen die WHO-Grade 2-8.
Hier sehen Sie eine Gegenüberstellung nach Prof. Dr. med. J. Sökeland und Dr. med. Hubert E. Weiß
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¹ Bildnachweis: Die fünf Wachstumsmuster des Adenokarzinoms der Prostata nach dem modifizierten Gleason-Grading von 2005 (schematisiert nach Gleason, D.F., Human Pathology 1992 3: 273-279 und Helpap, B., et al., Urology 2007 46: 59-62). Copyright: Springer Science and Business Media.